100 Jahre Schwerbehindertenvertretung
Digitaler Festakt zum Jubiläum: Unionsfraktion will gesellschaftliche Teilhabe von Betroffenen weiter vorantreiben
Mit einem digitalen Festakt würdigte die CDU/CSU-Bundestagsfraktion das 100-jährige Jubiläum der Schwerbehindertenvertretung. „Gerade im Zuge des Wandels in der Arbeitswelt kommt der Schwerbehindertenvertretung auch heute eine wichtige Rolle zu“, hob Unionsfraktionschef Ralph Brinkhaus hervor.
Angesichts der Herausforderungen durch Digitalisierung und mobilem Arbeiten müsse diese wichtige Stimme der Betroffenen hörbar bleiben. Die Weimarer Republik habe sich mit der Einführung der Schwerbehindertenvertretung als modernes Staatswesen erwiesen, das auch die Interessen der Schwächeren im Blick behält, so Brinkhaus. Während damals die Kriegsversehrten im Mittelpunkt der Bemühungen standen, gehe es heute darum, allen Menschen mit körperlichen, geistigen und seelischen Beeinträchtigungen zur Seite zu stehen. Außerdem darf nicht vergessen werden, dass es eine steigende Zahl von Betroffenen gebe, die im Laufe ihres Berufslebens schwerbehindert werden.
Wilfried Oellers, Behindertenbeauftragter der Unionsfraktion, erinnerte zu Beginn der Veranstaltung an das Bundesteilhabegesetz, das in der vorangegangenen Legislaturperiode verabschiedet wurde, und an die Reformen zugunsten der Menschen mit Behinderungen, die erst kürzlich den Bundestag passiert hatten: „Unserer Fraktion ist das Eintreten für die Interessen der Schwerbehinderten eine Herzensangelegenheit.“ So sei es auch ein richtiger Schritt, dass nun auch schon in Betriebe ab 100 Mitarbeitern Vertrauenspersonen für Schwerbehinderte freigestellt werden könnten - und nicht erst ab 200 Mitarbeitern.
Den Festvortrag zum Jubiläum hielt der Präsident des Bundessozialgerichts Rainer Schlegel. Der renommierte Jurist ging ebenfalls auf die Verdienste der Weimarer Republik ein, in der es in relativ kurzer Zeit gelungen sei, viele Kriegsversehrte - auch dank der modernen Gesetzgebung - ins Arbeitsleben zu integrieren. Auch Schlegel betonte, dass dieses Engagement für Schwerbehinderte von enormer Bedeutung sei, da die Berufstätigkeit nicht nur der eigenen Existenzsicherung diene, sondern auch sinnstiftend sei. In der nachfolgenden Diskussionsrunde, an der neben dem Behindertenbeauftragten der Bundesregierung, Jürgen Dusel, auch die Schwerbehindertenvertretungen der Daimler AG und des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft teilnahmen, ging es vor allem um die Umsetzung der mit dem BTHG geschaffenen neuen Rechte der SBV. Es wurde aber auch ein Blick über die nationalen Grenzen hinaus geworfen - mit der Vision eines europäischen Schwerbehindertenrechts und eines europäischen Behindertenbeauftragten.