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Freundeskreis Israel. Israelische Flagge.
(Quelle: CDU/CSU-Bundestagsfraktion. Die Verwendung für private & redaktionelle Zwecke sowie in sozialen Medien ist gestattet, eine werbliche Nutzung dagegen nicht.)

„Wir müssen Antisemitismus mutig entgegentreten“

  • Daniela Ludwig über grassierenden Judenhass in Deutschland
  • Die Sicherheit Israels ist Staatsräson
  • Vergangenes darf sich nicht wiederholen
     

Seit Mitte Mai ist Daniela Ludwig Beauftragte der CDU/CSU-Fraktion für jüdisches Leben in Deutschland und für die Beziehungen zum Staat Israel. In dieser Funktion ist sie auch Vorsitzende des Freundeskreises Israel. Mit ihrer Ernennung setzte Fraktionschef Friedrich Merz ein Zeichen der Solidarität mit Israel und gegen wachsenden Antisemitismus in Deutschland. 

Frau Ludwig, fast 80 Jahre nach dem Holocaust sieht Deutschland sich mit einem erschreckenden Ausmaß an Judenhass und Israelfeindlichkeit konfrontiert. Wie konnte das passieren?

Ludwig: Antisemitische Straftaten steigen explosionsartig an. Besonders nach dem 7. Oktober zeigt sich auch in Deutschland eine neue Qualität der Gewalttaten mit antisemitischem Hintergrund. Auffällig dabei: Linksextreme, Rechtsextreme, Islamisten und Verschwörungstheoretiker vereinen sich zum Auffangbecken für Israelhass und Antisemitismus. Deshalb ist es so wichtig, dem etwas entgegenzusetzen.

 

„Ohne Scheuklappen über eingewanderten Antisemitismus reden“

 

Antisemitismus ist wie eine Plage. Wenn man nichts dagegen unternimmt, wuchert sie weiter und verdrängt das Gute. Wir müssen deshalb ohne Scheuklappen auch über den eingewanderten Antisemitismus reden. Die Ampel hat ein unübersehbares Problem, muslimischen und linken Judenhass beim Namen zu nennen. Wenn sich jüdische Studenten aus Angst vor Gewalt nicht mehr in die Hochschulen trauen, weil unter dem Deckmantel der Wissenschaftsfreiheit Universitäten verwüstet und Menschen bedroht werden, dann hat das mit friedlicher Meinungsäußerung rein gar nichts mehr zu tun. Es ist wichtig, sich dem aktiv entgegenzustellen und nicht gleichgültig zu sein.

Was können Sie in Ihrer Funktion dagegen ausrichten? Welche Hebel können Sie ansetzen?

Ludwig: Mir geht es darum, das Problem sichtbar zu machen und Öffentlichkeit herzustellen. Es geht darum, genau hinzuschauen und eine klare Sprache zu benutzen. Das Schlimmste, was den Jüdinnen und Juden passieren kann, ist unsichtbar zu sein. Genau das wollen die Feinde nämlich erreichen und genau das müssen wir verhindern. 

Ich habe den Anspruch, eine unüberhörbare, deutliche Stimme der CDU/CSU-Bundestagsfraktion für jüdisches Leben in Deutschland und für die Beziehungen zu Israel zu sein. Deutliche Worte zu benutzen, ohne zu dramatisieren, ohne in Hysterie zu verfallen, das ist es, was jetzt angebracht ist. Und in keinem Statement darf der Satz fehlen, dass die Sicherheit Israels, seiner Bürger und der jüdischen Mitmenschen hier unsere Staatsräson ist. Das muss immer unsere Leitlinie sein. Dass die Community sich gerade diese klare Positionierung wünscht, spiegelt sie mir immer wieder.

Angesichts der brisanten Lage an den Hochschulen: Wie engagiert man vor allem die junge Generation im Kampf gegen Antisemitismus?

Ludwig: Antisemitismus geht uns alle an. Jede Generation. Wenn wir sehen, dass unsere westlichen und christlichen Werte mit Füßen getreten werden, dann darf unsere Gesellschaft das nicht stillschweigend hinnehmen. Wir müssen diesen Tendenzen mutig entgegentreten. Das geht nur mit Aufklärung, Bildung und Wissensvermittlung.  Und damit meine ich die Auseinandersetzung mit Fakten, mit geschichtlicher Realität. Ich rede nicht nicht von Posts bei TikTok oder Erklär-Videos bei Youtube. 

Die Vergangenheit muss uns eine Lehre sein. Was damals geschah, darf sich in der Zukunft nicht wiederholen. Jeder sollte einmal eine KZ-Gedenkstätte besuchen und sich mit dem schwarzen Teil der Geschichte vertraut machen. Konzentrationslager waren Vernichtungsanstalten, die Millionen Menschen, zumeist Juden, das Leben kosteten. Das zu leugnen oder kleinzureden, ist widerwärtig. Aber leider machen Antisemiten genau das. Wir tragen die Verantwortung dafür – und das gilt auch für die junge Generation, egal, ob hier geboren oder eingewandert –, dass das nie wieder passiert.

 

„Deutschlands große Mehrheit steht fest an der Seite der jüdischen Mitbürger“

 

Im kommenden Jahr jährt sich das Ende des Zweiten Weltkriegs zum 80. Mal. 80 Jahre - das klingt für junge Menschen vielleicht nach einer Ewigkeit, aber sie sind doch nur ein Wimpernschlag der Geschichte. Wir müssen das Rückgrat der jungen Generation stärken, damit sie den Mund aufmacht, damit sie sich für Gerechtigkeit und Mitmenschlichkeit engagiert. Auch wenn die Hasstiraden vermeintlich lauter sind als die Stimme der Vernunft, auch wenn der Antisemitismus in der woken Linksblase verfestigt scheint, steht Deutschlands große Mehrheit fest an der Seite der jüdischen Mitmenschen.