Ingrid Pahlmann: "Auch wir Verbraucher sind gefragt"
Rede zum Ernährungspolitischer Bericht 2020
Sehr geehrte Frau Präsidentin! Liebe Kollegen! Liebe Kolleginnen! Sehr geehrte Damen und Herren! Vorab möchte ich, wie die Fraktionen vor mir, der Bundeslandwirtschaftsministerin und ihrem ganzen Haus für die erfolgreiche Ernährungspolitik in den letzten vier Jahren ganz herzlich danken. Ich denke, wir haben gemeinsam viel erreicht.
(Beifall bei der CDU/CSU)
Wenn wir uns jetzt allerdings die Statistiken angucken, wird auch deutlich, dass wir wirklich noch viel zu tun haben – ist ja völlig unbestritten –; denn zwei Drittel der Männer und die Hälfte der Frauen in unserem Land sind übergewichtig oder adipös. Das betrifft leider auch Kinder und Jugendliche. Diese Fehlentwicklung – falsche Ernährung zusammen mit zu wenig Bewegung – belastet unser Gesundheitssystem in Milliardenhöhe. Eigentlich wissen wir alle, was wir falsch machen, trotzdem hapert es ganz oft an der Umsetzung der guten Vorsätze.
Wir als Union wollen nicht bevormunden, sondern die gesunde Wahl zu einer leichten Wahl machen.
(Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Nein, ihr wollt bevorzugen! Sie bevorzugen!)
Deshalb sind die vielen Programme des BMEL wie die Reduktionsstrategie für Zucker, Fette und Salz sowie das Verbot von gesüßten Kinder- und Säuglingstees und die Förderung von IN FORM usw. immens wichtig und müssen weitergeführt werden.
Ernährung gehört nun einmal zu den ureigenen Bereichen unseres Lebens. Deshalb sollte jeder und jede befähigt werden und auch die Möglichkeit haben, sich gesund und abwechslungsreich zu ernähren. Dafür setzen wir mit unserer Politik den richtigen Rahmen. Egal ob zu Hause, bei der Arbeit, unterwegs, in der Kita, in der Schule oder auch im Seniorenheim: Gemeinschaftsverpflegung nach DGE-Standards muss der Maßstab sein. Dafür kämpfen wir. Dafür treten wir mit unserer Ernährungspolitik ein. Wir wünschen uns hier allerdings stärkere Unterstützung von den Kulturministerien der Länder; denn je früher man Ernährungswissen erlangt und das Handling erlernt, umso leichter fällt es auch, gesund und fit durchs Leben zu kommen.
(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der Abg. Ursula Schulte [SPD])
Wenn nun die Forderung nach einem Rechtsanspruch auf Ganztagsbetreuung im Grundschulbereich im Raum steht, dann sollten wir die Chance nutzen, bei der Umsetzung Ernährungsbildung in Theorie und Praxis mitzudenken und nicht isoliert zu betrachten.
Die Rahmenbedingungen für qualitativ hochwertige gesunde und sichere Lebensmittel stehen uns in unserem Land zur Verfügung. So gehören unser Dank, unsere Anerkennung, aber auch unsere Rückendeckung dem landwirtschaftlichen Berufsstand, der für seine Leistungen wirtschaftliche Preise erhalten muss. Die Protestaktionen vor den Toren des Lebensmitteleinzelhandels haben allerdings nur zu blumigen Bekenntnissen der Handelsriesen geführt und zu Zusagen, die zum Teil leider nicht lange gehalten haben. Dieses Verhalten ist unehrenhaft, unanständig und auch weit entfernt von Verhandlungen auf Augenhöhe.
(Beifall bei der CDU/CSU)
Gute, nachhaltige Produktion hat ihren Preis. Da bedarf es eines Umdenkens aller Beteiligten: über Handelsketten, Genossenschaften und verarbeitende Industrie hinweg. Deshalb werden wir beim Verbot der unlauteren Handelspraktiken ganz genau hinschauen und gegebenenfalls auch deutlich nachschärfen.
Ich muss aber sagen: Auch wir Verbraucher sind gefragt. Lockangebote des Lebensmitteleinzelhandels stehen in der Regel nicht für faire, gerechte Preise. Wir alle haben die Macht, wirtschaftliche und sozial nachhaltige Lebensmittelproduktion in unserem Land zu unterstützen. Nutzen wir diese Macht! Schauen wir ganz genau hin! Kaufen wir regional und stärken so mit unserem Kaufverhalten die Bemühungen der Landwirtschaft.
Ich danke Ihnen für Ihre Aufmerksamkeit.
(Beifall bei der CDU/CSU)