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Präsident des Staates Israel
(Quelle: Michael Wittig)

Herzog ruft zum Kampf gegen Antisemitismus auf

-    Israelischer Präsident hält Rede im Bundestag
-    Erinnerung an das Leid der Schoah
-    Deutsch-israelische Partnerschaft vertiefen

 

Der israelische Staatspräsident Isaac Herzog hat im Deutschen Bundestag zum Kampf gegen Antisemitismus und Rassismus aufgerufen. In seiner Rede vor den Abgeordneten erinnerte Herzog an das Leid der Shoah, aus der eine Verpflichtung zu Menschlichkeit, Toleranz und Demokratie erwachse. Er würdigte die tiefe Partnerschaft, die zwischen Israel und Deutschland entstanden ist, als beispielhaft.

Im Beisein der höchsten Repräsentanten der Bundesrepublik Deutschland sprach der israelische Präsident von der tausendjährigen Geschichte der Juden in Deutschland, die im Grauen des Nationalsozialismus unterging, „dem tiefsten Abgrund menschlichen Zusammenlebens, der Shoah“. Das Gedenken an die sechs Millionen ermordeter Juden bezeichnete er als moralische Verpflichtung für Israel und Deutschland: „Nur gemeinsam können wir dem Gedenken Bedeutung verleihen.“

Respekt und Toleranz statt Hass und Hetze

Für die Gegenwart bedeute dies: „Wir müssen Antisemitismus und Rassismus den Kampf ansagen.“ Die Stimmen, die Hass und Hetze verbreiten, dürften nicht hingenommen werden, weder in den sozialen Netzwerken, noch auf der Straße, noch in den politischen Machtzentren. Der Weg, den es zu beschreiten gelte, müsse auf Frieden und Gerechtigkeit, Respekt, Toleranz und Partnerschaft ausgerichtet sein.

Deutschland wieder Motor von Geist und Kultur

Herzog würdigte die Entwicklung Deutschlands nach dem Zweiten Weltkrieg. Deutschland sei „einer der wichtigsten Anführer der freien Welt“ geworden, es sei wieder ein „Motor von Geist und Kultur“. Zu den bilateralen Beziehungen, die auf gemeinsamen Werten und einer tiefen Freundschaft beruhten, sagte Herzog: „Der Staat Israel ist stolz auf seine Partnerschaft mit Deutschland.“ Sie müsse weiter vertieft und entwickelt werden.

Erinnerung an das Massaker von München

Herzog erinnerte auch an das fürchterliche Attentat auf die israelische Mannschaft bei den Olympischen Spielen in München 1972, das sich am 5. September zum 50. Mal jährte. Ein palästinensisches Terrorkommando hatte israelische Sportler als Geiseln genommen. Bei der Befreiungsaktion waren die elf israelischen Geiseln sowie ein deutscher Polizist getötet worden.

Den Schmerz der Angehörigen lindern

Zum Jahrestag am Montag wurde in München der Opfer gedacht. Dort bat Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier seinen Amtskollegen Herzog im Namen der Bundesregierung um Vergebung. Im Bundestag dankte Herzog dem Bundespräsidenten, der deutschen Regierung und der bayerischen Landesregierung für die bewegende Zeremonie. Es sei gut, dass es kurz vor dem Jahrestag zu einer Verständigung mit den Angehörigen der Opfer über die Entschädigung gekommen sei. Durch die „Übernahme der Verantwortung“ leiste Deutschland einen Beitrag für „eine gewisse Linderung des Schmerzes der Angehörigen“.

Nach seiner Rede im Bundestag legte Herzog zusammen mit Steinmeier einen Kranz am Denkmal für die ermordeten Juden Europas in Berlin nieder. Zum Abschluss seines Staatsbesuchs besuchte er das frühere Konzentrationslager Bergen-Belsen. Dort war Izchak Herzogs Vater Chaim 1945 als britischer Offizier an der Befreiung des KZ Bergen-Belsen beteiligt gewesen. Von 1983 bis 1993 war Chaim Herzog israelischer Präsident gewesen.