Schön: "Eine Daten-Cloud für Europa"
Nadine Schön erklärt, warum „GAIA-X“ so wichtig ist
Cloud-Technologien boomen – mit einer neuen Initiative soll Europa in diesem Bereich wettbewerbsfähiger werden. Unionsfraktions-Vizechefin Nadine Schön erklärt im Kurzinterview das Mega-Projekt.
Frau Schön, was ist GAIA-X?
Nadine Schön: „Die Bundesregierung hat mit GAIA-X eine Cloud-Initiative ins Leben gerufen, die eine europäische Dateninfrastruktur schaffen soll, um den Binnenmarkt zu stärken und Innovationen zu fördern. Es soll ein Ökosystem entstehen, in dem Daten und Dienste verfügbar gemacht, zusammengeführt und vertrauensvoll geteilt werden können. Warum das so wichtig ist, hat auch die Corona-Pandemie gezeigt: Mehr als ein Drittel von gut 2000 befragten Unternehmensverantwortlichen in Deutschland und Frankreich gab an, seit Anbruch der Corona-Krise mehr Cloud-Dienste zu nutzen als zuvor. Von diesem Trend profitieren bisher vor allem die Big Player aus den USA und China. Das wollen wir mit GAIA-X ändern. Es ist also auch eine Frage der digitalen Souveränität.“
Wie soll GAIA-X da Abhilfe schaffen?
Nadine Schön: „Ziel ist es, die Datenverfügbarkeit für Wirtschaft und Wissenschaft zu verbessern und die Wertschöpfung aus den Daten in Europa zu generieren. Wir plädieren deshalb auch für Datensorgfalt anstelle von Datensparsamkeit. Mit Gaia-X soll ein digitales Ökosystem geschaffen werden, das innovative Produkte ermöglicht und mit dessen Hilfe Unternehmen und Geschäftsmodelle aus Europa heraus weltweit wettbewerbsfähig skalieren können. GAIA-X liefert dafür die Grundlage. Gemeinsame Standards sollen helfen, Datensilos aufzubrechen, die aufgrund mangelnder Schnittstellen bisher nicht verbunden und ausgewertet werden können. Von diesen neuen Datenräumen sollen vor allem kleine und mittlere Unternehmen mit neuen innovativen und datengetriebenen Geschäftsmodelle profitieren. Beispielsweise können Datentreuhandmodelle auf vertraglicher Basis eine solche gemeinschaftliche Nutzung von Daten ermöglichen.“
Wie geht es jetzt weiter?
Nadine Schön: „GAIA-X wird in Form einer nicht kommerziellen Organisation in Brüssel angesiedelt. Diese Rechtsform unterstreicht das Bekenntnis zu einem transparenten europäischen Prozess und zu einer breiten Teilhabe. Bereits jetzt sind mehr als 300 Organisationen aus vielen Ländern an GAIA-X beteiligt. Hierzu gehören Technologieunternehmen – sowohl große Konzerne als auch kleine und mittlere Unternehmen –, aber auch Verbände wie Bitkom und Initiativen wie die International Data Spaces Association werden miteinbezogen. Eine prototypische Umsetzung soll bis Ende 2020 erfolgen. Interessierte europäische Partner sind eingeladen, das Projekt gemeinsam weiterzuentwickeln.“
Das komplette Positionspapier "Datenstrategie der Bundesregierung" können Sie hier lesen.