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Kirchenkongress der CDU/CSU Fraktion. Friedrich Merz spricht am Rednerpult. Im Vordergrund das Publikum des Kongresses in der Rückansicht.
(Quelle: CDU/CSU-Bundestagsfraktion)

Kirchenkongress: Wie hältst Du es mit der Religion?

  • CDU/CSU-Fraktion stellt Frage nach der Relevanz der Glaubensgemeinschaften
  • Angesichts von Mitgliederschwund und Säkularisierung
  • Hohes Bedürfnis nach Sinnstiftung

In Deutschland treten jährlich Hunderttausende aus der Kirche aus. Inzwischen gehören nicht einmal mehr die Hälfte der Menschen einer christlichen Glaubensgemeinschaft an. Das wirft die Frage nach der gesellschaftlichen Relevanz der Kirchen auf. „Wie hältst Du es mit der Religion?“ –  die berühmte Gretchen-Frage aus Goethes „Faust“ stand daher im Mittelpunkt eines Kongresses der CDU/CSU-Fraktion. Dort diskutierten Unionspolitiker mit zwei Bischöfen und einer Wissenschaftlerin. 

„Kirchen sind eine große Stütze unserer Gesellschaft“ – davon zeigte sich CDU/CSU-Fraktionschef Friedrich Merz trotz des Mitgliederschwundes überzeugt. Er verwies dabei auf Schulen, Kindergärten, Pflegeheime und Krankenhäuser in kirchlicher Trägerschaft. Kirchen und ihre Sozialdienste wie Caritas und Diakonie seien überall dort präsent, wo die Lebensumstände sich schwierig gestalteten, etwa in der Flüchtlingshilfe und der Obdachlosenhilfe.

Kirchen schaffen Gemeinschaft

Auch auf einem anderen Feld hätten die Kirchen nicht an Relevanz eingebüßt: So gebe es ein hohes Bedürfnis nach Spiritualität, sagte Merz. Von den Religionsgemeinschaften erwarteten die Menschen Antworten auf die grundlegenden Fragen des Lebens. Bei ihnen suchten sie einen Ort, an dem sie Gemeinschaft erfahren könnten. Dass Kirchen in der Lage seien, Halt und Orientierung in einer Welt der Krisen zu geben, darin bestehe ihre Chance und ihre Herausforderung.

Polarisierung überwinden

Auch die amtierende Ratsvorsitzende der EKD, Bischöfin Kirsten Fehrs, sieht die Relevanz der Kirchen darin, Gemeinschaft zu stiften und der Ausgrenzung zu widerstehen. Das Christentum gebe Hoffnung und Zuversicht, binde Ängste – vor allem angesichts des „gordischen Krisenknotens“, vor dem Politik und Gesellschaft stünden. Je drängender die Krise, desto größer die Suche nach Sinnzusammenhang, sagte Fehrs. Den Kirchen falle die Aufgabe zu, Raum für Diskurse und Debatten zu geben, um die wachsende Polarisierung zu überwinden. Auf diese Weise ermögliche sie es, das Gemeinsame zu finden, auch wenn es der geringste Nenner sei.

Warnung vor Rückzug in die religiöse Nische

Franz-Josef Overbeck, Bischof von Essen und Katholischer Militärbischof für die Deutsche Bundeswehr, warnte die Kirchen davor, sich angesichts des Trends zur Säkularisierung sektenartig „in die religiöse Nische“ zurückzuziehen. Die „Entkirchlichung“ sei ohnehin nicht mehr zu stoppen. „Die verklärende Vorstellung von der Volkskirche ist zu Ende“, sagte er. Ein Allheilmittel dagegen gebe es nicht. Das bedeute aber nicht, dass die Kirchen keinen „Resonanzraum“ mehr hätten. Für eine Gesellschaft der Freiheit, der Gerechtigkeit, der Demokratie und der sozialen Marktwirtschaft sei sie nach wie vor das spirituelle Fundament.  

Das christliche Menschenbild prägt

Auch die Ethikprofessorin Christiane Woopen betonte, dass das Bild vom freien und verantwortlichen Menschen auf nichts stärker gründe als auf dem Christentum, von dessen Vorstellung des Menschen als Ebenbild Gottes. Kirche sei nicht nur die verfasste Kirche, sondern die Gemeinschaft aller Gläubigen, auch wenn diese keine förmlichen Mitglieder mehr seien. Als solche sei die Kirche „sehr relevant“. Sie sei „der Kitt an den Orten, an denen es brennt“.

Klare Grenze nach Rechtsaußen

Der Fachsprecher der Fraktion für Kirchen und Religionsgemeinschaften, Thomas Rachel, hob die Bedeutung des christlichen Fundaments für Politik und Gesellschaft hervor: „Die Kirchen bilden den Knotenpunkt zur Stärkung unserer Zivilgesellschaft.“ CDU und CSU seien die Partner der Kirchen im politischen Raum. Für sie sei das christliche Menschenbild der Kompass. Das „C“ im Parteinamen sorge dafür, dass das Liberale menschlich bleibe, das Soziale nicht in den Sozialismus führe und das Konservative nie in eine Blut-und-Boden-Ideologie abgleitet. „Das C ist eine klare Grenze nach Rechtsaußen“, betonte Rachel.