Grundmann zu CO2-Einsparungen im Verkehr: „Es geht auch ohne Verbote“
Interview mit Oliver Grundmann über die Zukunft des Verbrenner-Motors
Der Bundestag hat die neue Treibhausgas-Minderungsquote für den Verkehrsbereich beschlossen. Im Kurzinterview dazu der für das Thema zuständige Berichterstatter der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Oliver Grundmann.
Herr Grundmann, was kann und muss der Verkehr künftig zur Einhaltung der ehrgeizigen Klimaziele beitragen?
Grundmann: Der Verkehrssektor ist mit rund 20 Prozent CO2-Ausstoß der drittgrößte Verursacher von Treibhausgasemissionen in Deutschland. Umso unzufriedener waren wir mit dem ambitionslosen Gesetzentwurf, den uns Bundesumweltministerin Schulze im Herbst vorgelegt hat. Die Union hat also nochmal ordentlich Hand angelegt und das Gesetz auf allen Ebenen verbessert: So werden die CO2-Minderungspflichten für die Mineralölfirmen von ursprünglich 16 auf 25 Prozent im Jahr 2030 angehoben. Und bereits ab dem Jahr 2022 konnte die Union einen steileren und gleichmäßigeren Aufwuchs der Treibhausgas-Minderungsquote durchsetzen.
Alle Alternativen – von der Elektromobilität über konventionelle und fortschrittliche Biokraftstoffe bis hin zu Wasserstoff und synthetischen Kraftstoffen – können ihre CO2-Einsparpotenziale entfalten. Damit setzen wir einen echten Meilenstein in Sachen CO2-Minimierung im Verkehrssektor in Deutschland.
„Innovationen nicht im Giftschrank lassen“
Die Unionsfraktion steht für Technologieoffenheit. Sie setzt nicht nur auf E-Autos, sondern auch auf alternative Kraftstoffe. Warum?
Grundmann: Wir haben auch 2030 noch weit über 30 Millionen Verbrenner auf unseren Straßen. Wenn wir es mit dem Klimaschutz ernst meinen – ohne Ideologie und Rechentricks –, dann sparen wir doch am besten dort CO2 ein, wo die meisten Emissionen entstehen. Und das ist nun mal bei den Bestandsfahrzeugen und bei den Kraftstoffen. Wir haben als Union auf diese Weise fast 100 Millionen zusätzliche Tonnen CO2-Einparungen herausverhandelt. 100 Millionen Tonnen CO2, die das Umweltministerium aus ideologischen Gründen schlichtweg auf der Straße liegen lassen wollte. Nur mal so zur Einordnung: Der durchschnittliche Bundesbürger emittiert im Verkehrssektor rund 2 bis 3 Tonnen CO2 Pro-Kopf pro Jahr.
Das zeigt doch einmal mehr: Wir können es uns nicht leisten, kluge Innovationen wie E-Fuels und fortschrittliche Biokraftstoffe in den Giftschrank zu verbannen.
Hat der Verbrennungsmotor also noch eine Zukunft?
Grundmann: Definitiv ja! Gerade im Bereich strombasierter Kraftstoffe können wir noch riesige Potenziale heben. Wir haben in Deutschland einen Stromverbrauch von rund 600 Terrawattstunden: Das ist der Strom aus der Steckdose. 40 Prozent davon erzeugen wir regenerativ. Das klingt viel. Aber wir müssen auf den Gesamtenergiebedarf in Deutschland schauen. Und da sind wir bei 2.600 Terrawattstunden netto, also inklusive Kraftstoffe, Heizen und Industrie. Sämtliche fossile Energieträger wie Öl, Kohle, Erdgas müssen innerhalb der nächsten drei Jahrzehnte durch C02-neutrale Energieträger ersetzt werden. Das heißt, wir brächten dann mindestens zehn Mal mehr regenerative Energie, als wir heute erzeugen. Diesen gesamten Energiebedarf können wir unmöglich mit Erneuerbaren aus Deutschland decken.
Das heißt im Umkehrschluss: wir werden in den nächsten Jahren unvorstellbare Mengen an regenerativen Energien aus dem Ausland importieren müssen. Und das geht schon rein physikalisch nur im gasförmigen oder flüssigen Zustand. Zum Beispiel über grüne Anlande-Terminals, sogenannte Energiehäfen an unseren norddeutschen Küsten. Das größte Terminal dieser Art entsteht gerade in meiner Heimatstadt Stade. Zur Verteilung der regenerativen Kraftstoffe können dann sogar die gleichen Knotenpunkte, Pipelines und Verteilnetze genutzt werden, die bereits heute existieren.
Was spricht also dagegen, wenn ich in naher Zukunft meinen VW-Familienbus mit einem solchen grünen CO2-neutralen Kraftstoff betanke? Es geht also auch ganz ohne Einschränkung der individuellen Mobilität, ganz ohne Enteignungen oder Verbote.