Deutschland muss auch künftig seinen Beitrag zur Welternährung leisten
Deutsche Land- und Ernährungswirtschaft kann helfen, den Hunger auf der Welt zu bekämpfen
Am 16. Oktober findet der Welternährungstag statt. Er soll daran erinnern, dass noch immer Hunderte Millionen Menschen weltweit an Hunger leiden. Das Datum erinnert an die Gründung der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO) am 16. Oktober 1945. Anlässlich des Welternährungstages 2021 erklärt die stellvertretende Vorsitzende der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Gitta Connemann:
„15.000 Kinder sterben Tag für Tag an Hunger. Ihre Gesichter stehen für den Hunger auf der Welt. Wir waren auf gutem Weg beim Kampf gegen den Hunger. Aber jetzt nimmt die Zahl wieder zu. 2020 litten 155 Millionen Menschen in 55 Ländern unter lebensbedrohlichem Hunger, 20 Millionen Menschen mehr als 2019. Die Folgen der Corona-Pandemie sind insbesondere für die Ärmsten verheerend.
Die Zahlen machen deutlich: Die Ernährung der Weltbevölkerung ist eine Herausforderung mit Sprengkraft. Denn die Geburten nehmen zu. Um alle Menschen zu ernähren, müsste die Landwirtschaftsproduktion bis 2050 um 60 Prozent steigen. Derzeit werden weltweit 4,8 Milliarden Hektar landwirtschaftlich genutzt. Nur auf einem Drittel kann Ackerbau stattfinden. Der Rest ist nur als Weide oder Wiese nutzbar.
Die Weltagrarfläche ist also endlich. Und nimmt seit Jahren ab. Dies muss uns alle alarmieren. Die Gründe dafür sind vielfältig. Der Bedarf an Bau- und Gewerbeflächen, Platz für Energieanlagen etc. steigt weltweit. Infolge des Klimawandels können Flächen nur noch eingeschränkt oder nicht mehr bewirtschaftet werden. Flächenstilllegungen erhöhen den Druck auf die Agrarflächen.
Deutschland ist ein agrarischer Gunststandort. Auf Ackerflächen können hohe und nachhaltige Erträge geerntet werden. Daraus erwächst die ethische Verantwortung, einen Beitrag zur globalen Ernährung zu leisten, der aber nicht gleichzeitig die Produktionsanreize in den armen Ländern schwächen darf. Die deutsche Land- und Ernährungswirtschaft kann helfen, den Hunger auf der Welt zu bekämpfen. Man muss sie aber auch lassen. Flächenstilllegungen und Bewirtschaftungsauflagen sind dafür kontraproduktiv. Wer die heimische Lebensmittelerzeugung drosselt, macht Deutschland stärker als bisher von Importen abhängig. Den Preis zahlen die Menschen in Ländern, die selbst importieren oder agrarische Fläche neu schaffen müssen, z.B. durch Rodungen.
Die Politik muss also nachhaltig mit der Ressource Fläche umgehen. Wer 100 Prozent Öko fordert, muss wissen, was das bedeutet. Die Erträge sind beim ökologischen Anbau bedeutend niedriger – bei Weizen rund 43 Prozent, bei Kartoffeln rund 54 Prozent weniger Erträge. Für eine vergleichbare Produktion bräuchte man daher allein in Deutschland rund 6,5 Millionen Hektar Fläche zusätzlich. Die Mischung zwischen konventionellem und ökologischem Landbau macht’s also.
Eine Welt ohne Hunger ist möglich. Wir haben das Wissen und die Technologien dafür. Aber dafür müssen ideologische Scheuklappen abgelegt werden. Um das Ziel der Ernährung der Weltbevölkerung zu erreichen, müssen zudem die bestehenden Ressourcen Boden und Wasser noch effektiver genutzt werden. Und die Erträge der Land- und Forstwirtschaft gesteigert werden. Dazu gehört auch, die vielversprechenden Möglichkeiten der neuen Züchtungstechnologien anzuerkennen und zu nutzen. Bei dem anstehenden Prozess der Novellierung des geltenden Rechtsrahmens für gentechnisch veränderte Organismen (GVO) sollte eine technologieoffene und innovationsfreundliche Perspektive anstelle einer ausschließlich risikobehafteten Betrachtungsweise eingenommen werden. Es gilt, die Chancen der neuen genomischen Verfahren auf wissenschaftlicher Basis auszuloten und als Beitrag für nachhaltige Lebensmittelsysteme zu nutzen.
Die Welternährung geht uns alle an. Global denken, lokal handeln. Unser Motto muss sein: Die Reichen dürfen nicht auf Kosten der Armen leben.“