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S/W-Foto von Klaus Töpfer auf einer Staffelei in der Kirche bei der Trauerfeier der Unionsfraktion. Daneben stehen eine Kerze und Blumen.
(Quelle: CDU/CSU-Bundestagsfraktion)

Vorkämpfer für Umweltschutz und Nachhaltigkeit: Die Union gedenkt Klaus Töpfer

  • Requiem für den ehemaligen Bundesumweltminister in Berlin
  • Merz: „Sein Lebenswerk ist uns Verpflichtung“
  • Töpfer glaubte an die schöpferische Kraft des Menschen

Mit einem Sprung ins Wasser ist er vielen Menschen in Erinnerung geblieben: Klaus Töpfer, damals Bundesumweltminister, durchschwamm 1988 bei Mainz den Rhein und zeigte so, dass die Wasserqualität des Flusses sich nach einem schweren Chemieunfall deutlich verbessert hatte. Töpfer, der Zeit seines Lebens für den Schutz von Umwelt und Klima kämpfte, starb am 8. Juni 2024 im Alter von 85 Jahren. Mit einem Requiem in der katholischen Kirche St. Sebastian in Berlin verabschiedete sich die Unionsfraktion von dem Politiker, der von 1990 bis 1998 Mitglied der Fraktion gewesen war. 

„Wir trauern um einen verdienten Politiker und streitbaren Kämpfer für die Nachhaltigkeit, der die Umwelt- und Klimapolitik unseres Landes und international maßgeblich geprägt hat“, erklärte Fraktionschef Friedrich Merz und fügte hinzu: „Sein Lebenswerk ist uns Verpflichtung.“ Der klimaschutzpolitische Sprecher der CDU/CSU-Fraktion, Andreas Jung, würdigte den ehemaligen Umweltminister mit den Worten: „Klaus Töpfer war Vordenker und Vorkämpfer für eine bessere Welt.“ Mit seinem kritischen Denken und seinem unumstößlichen Glauben an die schöpferische Kraft der Menschen für eine bessere Welt habe er Maßstäbe gesetzt. Jung zeigte sich überzeugt, dass Töpfers Lebenswerk als Wegbereiter einer globalen nachhaltigen Entwicklung auch in Zukunft Früchte tragen werde.

Fürbitten für einen Vordenker

Merz und Jung sprachen bei der Trauerfeier für Klaus Töpfer in der Kirche St. Sebastian, an der auch die ehemalige Bundeskanzlerin Angela Merkel, Bundesumweltministerin Steffi Lemke und der Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck teilnahmen. Wie auch der Präsident der Päpstlichen Akademie der Wissenschaften, Joachim von Braun, und die Bevollmächtigte des Rates der EKD, Prälatin Anne Gidion, würdigten Merz und Jung Leben und Werk des Verstorbenen. Die Fürbitten hielten die ehemalige Bundesministerin Annegret Kramp-Karrenbauer, die Unionsabgeordneten Anja Weisgerber und Christian Haase, die ehemalige Staatssekretärin Cornelia Quennet-Thielen, der Ehrenvorsitzende von German Watch, Klaus Milke, und der Referent Falk Schmidt.

Mehr als 50 Jahre in der CDU

Töpfer – geboren in Schlesien und aufgewachsen in Höxter – trat 1972 in die CDU ein und widmete sich zunächst der Landespolitik, erst im Saarland, dann in Rheinland-Pfalz, wo er 1985 zum Landesumweltminister ernannt wurde. Zwei Jahre später – 1987 – holte Bundeskanzler Helmut Kohl Töpfer an die Spitze des Bundesumweltministeriums, das erst ein Jahr zuvor als Reaktion auf die Rekatorkatastrophe von Tschernobyl gegründet worden war. Klaus Töpfer blieb bis 1994 im Amt und erreichte dort einiges. Er kümmerte sich um die Reaktorsicherheit, um den Gewässerschutz und die Verpackungsverordnung. Er etablierte die Kreislaufwirtschaft, bekämpfte das Ozonloch und öffnete den erneuerbaren Energien die Tür. Anschließend, als Bundesbauminister, hatte er von 1994 bis 1998 den Umzug des Regierungssitzes von Bonn nach Berlin mitzuorganisieren. 

Im Herzen aber brannte Töpfer für die Umweltpolitik. Und so folgte er seiner Berufung, als er 1998 als Exekutivdirektor zum Umweltprogramm der Vereinten Nationen nach Nairobi wechselte – ein Amt, das er bis 2006 ausübte. Bis ins hohe Alter warb er für eine nachhaltige Politik.  Das 2016 errichtete Nationalen Begleitgremium zur Suche nach einem Atommüll-Endlager in Deutschland leitete er als Co-Vorsitzender.

 

Rede von Friedrich Merz beim Requiem zu Ehren von Prof. Dr. Klaus Töpfer, 27. Juni 2024, 7:30 Uhr, Katholische Kirche St. Sebastian

Liebe Mechthild Töpfer, 
liebe Familie Töpfer, 
liebe Kolleginnen und Kollegen, 
meine Damen und Herren, 
liebe Trauergemeinde,

auch in Berlin nehmen wir heute noch einmal Abschied von Klaus Töpfer. Wir nehmen Abschied von einem geschätzten und anerkannten Kollegen, aber wir nehmen vor allem Abschied von einem außergewöhnlichen Menschen. 
Mit Klaus Töpfer ist – so sagen wir es und so sagen es uns viele – einer der Großen der Christlich Demokratischen Union Deutschlands von uns gegangen, ein Vordenker der nachhaltigen Entwicklung, ein unermüdlicher Ideengeber, eine Stimme mit Gewicht in Deutschland und in der Welt.  

Klaus Töpfer ist vor drei Wochen, am 8. Juni, im Alter von 85 Jahren in München verstorben. Er wurde am 29. Juli 1938 in Waldenburg, Schlesien, im heutigen Polen, geboren. Der Krieg macht Klaus Töpfer und seine Familie zu Flüchtlingen. Sie kamen in die westfälische Stadt Höxter. Und in dieser Stadt, in der Klaus Töpfer einst Schüler war, in der Stadt, die ihm zur Heimat wurde und in die er nach seinem aktiven politischen und beruflichen Leben zurückgekehrt ist, wurde er am vergangenen Samstag als Ehrenbürger beigesetzt. 

Klaus Töpfer wurde in einem Nachruf der Wochenzeitung DIE ZEIT als „Deutschlands wichtigste Stimme in der Welt-Umweltpolitik“ bezeichnet. Diesen zutreffenden Ruf hat er sich mit scharfem Verstand, festem Willen, Vorausschau, Neugier und Streitbarkeit in einem langen und erfolgreichen politischen Leben erarbeitet. 

Klaus Töpfer trat im Jahr 1972 in die CDU ein. Er gehörte 10 Jahre, von 1989 bis 1998, dem Bundesvorstand unserer Partei an. Seine politische Karriere begann er als Kreisvorsitzender der CDU in Saarbrücken, und dann mit einem ersten öffentlichen Amt in Rheinland-Pfalz, als ihn 1978 der dortige Ministerpräsident Bernhard Vogel zunächst zum Staatssekretär und dann zum Minister für Umwelt und Gesundheit berief. 

1987 wurde er von Bundeskanzler Helmut Kohl zum Bundesminister für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit berufen, ein Amt, in dem er nicht nur mit seinem legendären Sprung in den Rhein Bekanntheit erlangte; ein Amt vor allem, in dem er über mehr als sieben Jahre ganz maßgeblich die Umweltpolitik auf nationaler und globaler Ebene prägte. Er etablierte in Deutschland die Kreislaufwirtschaft und bereitete den erneuerbaren Energien in Deutschland den Weg. Der Welt-Konferenz für Umwelt und Entwicklung in Rio de Janeiro 1992 verhalf er als Leiter der deutschen Delegation zu einem entscheidenden Durchbruch. 

Klaus Töpfer gehörte von 1990 bis 1998 auch unserer Bundestagsfraktion an. Als ich ihn 1994 im Deutschen Bundestag kennenlernte, noch in Bonn, erlebte ich ihn als einen ganz außergewöhnlich beliebten, engagierten und erfahrenen Kollegen. 

Er wechselte damals im letzten Kabinett von Helmut Kohl in das Amt des Bundesbauministers und war als Beauftragter für den Umzug der Bundesregierung von Bonn nach Berlin zuständig, was er damals als „Öffnung nach Osten“ bezeichnete. 

Nach seinem Abschied aus der Bundespolitik 1998 wurde er Exekutivdirektor des Umweltprogramms der Vereinten Nationen mit Sitz in Nairobi in Kenia.

Die Bewahrung der Schöpfung wurde früh zu seinem Lebensthema – und dieser Aufgabe hat sich Klaus Töpfer über Jahrzehnte überall, wo er wirkte – in der Politik, in der Wissenschaft, in den internationalen Organisationen – verpflichtet gefühlt. Er hat Maßstäbe gesetzt – mit seinem kritischen Denken und seinem unumstößlichen Glauben an die schöpferische Kraft von uns Menschen für eine bessere Welt.

Er wolle, so sagte er es einmal in einem Interview, „Menschen für eine bessere Zukunft begeistern“. Es war dieser ansteckende Optimismus, seine Fähigkeit, Menschen zu begeistern und an eine bessere Zukunft glauben zu lassen, die ihn als Politiker und vor allem auch als Umweltpolitiker ausgezeichnet haben. 

Papst Franziskus hat diesem Optimismus in seiner Enzyklika „Laudato Si‘“ im Jahr 2015, die sich mit der Bewahrung der Schöpfung, der „Sorge für das gemeinsame Haus“ beschäftigt, und die Klaus Töpfer so sehr am Herzen lag, Ausdruck verliehen. In dieser Enzyklika nahm Franziskus immer wieder Bezug auf die christlichen Tugenden Glaube, Liebe und Hoffnung, und damit wollte er uns Mut machen. 

„Die Hoffnung“ – so steht es in der Enzyklika – „lädt uns ein zu erkennen, dass es immer einen Ausweg gibt, dass wir immer den Kurs neu bestimmen können, dass wir immer etwas tun können, um die Probleme zu lösen“. Und weiter: „Ein guter Mensch ist genug, um die Hoffnung nicht untergehen zu lassen!“

Klaus Töpfer war ein solcher guter Mensch. Er hat die Hoffnung nicht untergehen lassen. Er hat uns ermahnt, die Verantwortung für die Bewahrung der Schöpfung ernst zu nehmen, aber nicht zu resignieren. „Resignation ist die Absage an das Leben, Hoffnung ist sein Zentrum“, hat er uns ans Herz gelegt. 

Aus der Erkenntnis heraus, dass die Bewahrung der Schöpfung ein zutiefst christliches Thema ist, hat er, auch gegen Widerstände, die Umweltpolitik bei uns in der Partei verankert. Er hat immer wieder, bis ins hohe Lebensalter, dafür gestritten. Er sich auch intensiv in die Arbeit an unserem neuen Grundsatzprogramm eingebracht. Er hat stets die konstruktive Auseinandersetzung gesucht, die für unsere Demokratie so unerlässlich ist. 

Ich habe Klaus Töpfer das letzte Mal persönlich beim Staatsakt zu Ehren von Wolfgang Schäuble am 22. Januar dieses Jahres getroffen. Klaus Töpfer war ein Weggefährte von Wolfgang Schäuble und wie dieser ein streitbarer Demokrat. In einem langen Gespräch am Rande des Staatsaktes haben wir uns noch einmal über die Bedeutung der Umweltpolitik gerade auch für uns, die Christlichen Demokraten, ausgetauscht. 

So werde ich ihn in Erinnerung behalten, so werden wir alle ihn in Erinnerung behalten. Als einen engagierten, geistreichen und humorvollen Politiker, Kollegen, Freund, und Sie, liebe Familie Töpfer, als Ehemann und Familienvater. 

Liebe Frau Töpfer, liebe Familie Töpfer: Unsere Trauer und unser Mitgefühl gelten in diesen Tagen vor allem Ihnen. Lassen Sie mich Ihnen aber auch sagen: Wir sind stolz, dass wir Ihren Ehemann und Ihren Vater in unseren Reihen wissen durften. Wir werden ihm ein ehrendes Andenken bewahren. Wir sind und bleiben seinem Anliegen tief verpflichtet: der nachhaltigen Entwicklung, dem Schutz der Umwelt, seinem Einsatz für Menschenrechte und der Pflege einer lebendigen demokratischen Kultur. So wirkt Klaus Töpfer auf vielen Wegen weit über seinen Tod hinaus für uns. 

Danke für alles, lieber Klaus Töpfer, im Namen der CDU Deutschlands, im Namen der CDU/CSU-Bundestagsfraktion.