Breher: "Organspende wird Normalität"
Silvia Breher erklärt die doppelte Widerspruchslösung
Der Bundestag hat die Organspende in Deutschland neu geregelt und sich gegen die doppelte Widerspruchslösung entschieden. Sie hätte automatisch jeden Bürger zum Organspender gemacht, der nicht zu Lebzeiten ausdrücklich widerspricht. Im Kurzinterview dazu die CDU-Abgeordnete Silvia Breher.
Bei Schweigen Zustimmung. Im Klartext: Jeder Bürger ist ein potenzieller Organspender – es sei denn, er hat ausdrücklich widersprochen. Dieser Widerspruch soll in ein Register eingetragen werden. Drei Fragen dazu an Silvia Breher, die für die CDU im Bundestag sitzt. Sie unterstützt den Gesetzentwurf. Allein in Deutschland warten rund 10 000 Menschen auf ein gespendetes Organ.
Doppelte Widerspruchslösung – wie müssen wir uns das in der Praxis vorstellen?
Silvia Breher: Jeder, der der Organspende nicht ausdrücklich widersprochen hat, würde als potenzieller Spender gelten. Wer das nicht möchte, kann das zu jeder Zeit und ohne Angabe von Gründen ganz einfach im Organspenderegister ändern. Wenn kein Widerspruch des Verstorbenen vorliegt, werden zusätzlich die nächsten Angehörigen befragt. Nur wenn ihnen kein Widerspruch und kein entgegenstehender Wille des Verstorbenen bekannt ist, dürfen Organe entnommen werden. Außerdem kann jeder in dem Register freiwillig seine ganz persönliche Entscheidung hinterlegen, also auch seine ausdrückliche Bereitschaft, oder erklären, dass im Ernstfall eine konkret benannte Vertrauensperson die Entscheidung für ihn treffen soll.
Warum bevorzugen Sie diese Variante?
Silvia Breher: Durch eine Widerspruchslösung würde die Organspende zur Normalität. Wir wollen, dass sich jeder bereits frühzeitig mit dem Thema Organspende auseinandersetzt. Das halte ich angesichts der fast 10.000 Menschen, die allein in Deutschland auf ein lebenswichtiges Organ warten, für zumutbar.
Wie sehen Sie die doppelte Widerspruchslösung in den Bemühungen, die Organspendebereitschaft voranzutreiben?
Silvia Breher: Erfreulicherweise ist die Bereitschaft zur Organspende in der Bevölkerung bereits sehr hoch. Daher geht es vor allem um die niedrige Zahl der dokumentierten Erklärungen zur Organspende. Viele haben sich einfach noch nicht mit dem Thema beschäftigt oder keine Entscheidung getroffen – und genau das wollen wir ändern. Wichtiges Element bei der Einführung einer doppelten Widerspruchslösung wird daher eine umfassende Informations- und Aufklärungskampagne sein, um hoffentlich auch die faktischen Organspendezahlen zu erhöhen.