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Gedenkstunde
(Quelle: CDU/CSU-Bundestagsfraktion)

Holocaust-Gedenken: „Die Barbarei in die Schranken weisen“

  • Bundestag erinnert an die Opfer des Nationalsozialismus
  • Roman Schwarzman engagiert sich für jüdische Überlebende in der Ukraine
  • 80. Jahrestag der Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz

Zum 80. Jahrestag der Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz hat der Bundestag der Opfer des Nationalsozialismus gedacht. In einer bewegenden Zeremonie sprachen der ukrainische Holocaust-Überlebende Roman Schwarzman, Bundestagspräsidentin Bärbel Bas und Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier zu den Abgeordneten. Schwarzman, der es sich zur Lebensaufgabe gemacht hat, die Erinnerung an die Opfer des Holocaust zu bewahren, mahnte mit Blick auf die russische Aggression: „Wir müssen alles daransetzen, die Barbarei in die Schranken zu weisen.“

In seiner bewegenden Rede schilderte der 88-Jährige seine Kindheit in einem Dorf bei Odessa. Er erzählte von der Flucht seiner Familie vor den Nationalsozialisten und vom erniedrigenden Leben im Ghetto, geprägt von Hunger und Schmerzen. Er berichtete von Grausamkeit, Zwangsarbeit und Tod. Im Ghetto habe er aber auch Momente der Güte und der Solidarität erlebt, sagte er. Sie hätten ihm geholfen zu überleben. Sie hätten es ihm ermöglicht, der Nachwelt die Augen zu öffnen für Holocaust und Faschismus, Folter und die Schrecken des Krieges. 

Schwarzman, der sich seit mehr als 30 Jahren für die jüdischen Überlebenden des Holocausts in der Ukraine engagiert und Vorsitzender des ukrainischen Verbandes für jüdische KZ- und Ghetto-Überlebende ist, hat als jüngstes Projekt ein Mahnmal in Odessa geplant. Es soll an 25.000 Menschen erinnern, die die Nationalsozialisten in seiner Heimatstadt bei lebendigem Leib verbrannten – nur weil sie Juden waren. Der Bau dieses Mahnmals ist derzeit wegen des russischen Angriffskrieges auf die Ukraine unterbrochen – einen Krieg, den Schwarzman mit klaren Worten verurteilte.

Kein Frieden ohne Freiheit und Gerechtigkeit

Eindringlich schilderte er die Schrecken dieses Krieges, den Russland am 24. Februar 2022 vom Zaun gebrochen hat: die Angriffe auf Städte, auf die Zivilbevölkerung, auf das Energiesystem. Putin versuche, die Ukraine als Nation zu vernichten, wie Hitler im Zweiten Weltkrieg versucht habe, das jüdische Volk zu vernichten, sagte der Holocaust-Überlebende. Deutschland dankte er für die Unterstützung im Abwehrkampf gegen Putin, forderte jedoch gleichzeitig mehr militärische Ausrüstung. Denn: „Die Ukraine darf von der russischen Übermacht auf keinen Fall in die Knie gezwungen werden.“ Dem Westen versicherte er: „Die Ukraine wird alles tun, damit der Krieg nicht zu Euch kommt.“ Es könne keinen Frieden geben ohne Freiheit und Gerechtigkeit.

Schwarzman wurde 1936 nördlich der Hafenstadt Odessa geboren. Als kleiner Junge wurde er wegen seines jüdischen Glaubens im Sommer 1941 in das Ghetto seiner Heimatstadt Berschad deportiert. Im März 1944 wurde das deutsch-rumänisch kontrollierte Ghetto von der Roten Armee befreit. 

Der Bundestag gedenkt alljährlich rund um den 27. Januar, dem Jahrestag der Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz, der Opfer des Holocausts. An diesem Tag im Jahre 1945 erreichte die Rote Armee das Lager und konnte noch etwa 7.000 entkräftete Inhaftierte befreien. Insgesamt ermordeten die Nationalsozialisten in den Gaskammern von Auschwitz 1,1 Millionen Menschen, davon schätzungsweise eine Million Juden.